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GLAS UND METALL
NEUE WERKE

Marion und Uwe Hempel

10. November 2018 bis 6. Januar 2019


Im Skulpturengarten Werke von
Hans Georg Anniès, Paul Böckelmann, E.R.NA., Konstanze Feindt Eißner,
Marion Hempel, Uwe Hempel, Bernhard Männel, Thomas Reichstein,
Reinhard Pontius, Wieland Richter, Miguel Sanoja, Frank Schauseil, Doreen Wolf


GLAS UND METALL – NEUE WERKE
Marion und Uwe Hempel

Marion und Uwe HempelDer Oberwachwitzer Weg ist ein alter, nur beschränkt befahrbarer Kommunikationsweg von der Pillnitzer Landstraße durch Wachwitz nach Pappritz. Im Jahre 1863 wurde im unteren Abschnitt ein Schulgebäude errichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt musste jedes Wachwitzer Haus Schulgeld an den Nachbarort Loschwitz zahlen. Generationen von Wachwitzer Schulkindern bevölkerten diese Räume bis 1976. Heute ist die Alte Wachwitzer Schule ein Kulturdenkmal. Marion und Uwe Hempel haben es zu einem Zeitpunkt erworben, als niemand so ein altes Gemäuer haben wollte. Mit enormem Einsatz verwandelten sie es in eine Oase der Kunst. Dort haben beide auch ihre großzügigen Werkstätten, ein Begriff, der durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn an diesem Ort wird hart „gewerkt“. Die beiden Eckpfeiler im künstlerischen Schaffen der Hempels, Glas und Metall, stellen besonders hohe Anforderungen an Fachwissen und Erfahrung. Marion zeichnet verantwortlich für Arbeiten in Glas, dieses unglaublich wandlungsfähige Material, faszinierend in seiner Doppelfunktion von Transparenz und Trennung. Uwe ist zuständig für die Metalle, die eine Entwicklung und Verfeinerung von Strukturen ja überhaupt erst ermöglichen. Zudem spielt die Kraft des Feuers während der Schaffensphase eine große Rolle: Feuer bei Gussprozessen und Schmelzvorgängen, beim Schmieden und Schweißen …

Diese beiden Künstler bedienen sich noch nicht medialer Strukturen. Ihr Werk ist Schöpfung eines geistig-handwerklichen Vorganges; es kann Universelles, oder Mystisch-Elementares thematisieren, behält aber immer die Bodenhaftung. Ein Kunstwerk ist nicht nur ein Besitztum, sondern die Verkörperung von komplexen menschlichen Erkenntnissen und Werten, von vielfältigen menschlichen Erfahrungen – der ewige Kreislauf von Werden, Wachsen und Vergehen.

Marion Hempel, Glasskulptur „Blue Moon“, 2018Uwe Hempel, Wassermalerei „Kornfeld“, Stahlblech, 2018

Die Werkstatt, das Atelier, dieser Arbeitsplatz eines kreativen Menschen, lässt immer auch Rückschlüsse zu auf das Selbstverständnis des Künstlers, auf seine Lebenseinstellung und kann sogar ein Ort der völligen Selbstinzenierung sein. Die verschiedensten Materialien mit ihren unzähligen Texturen, Farben und Gerüchen tragen maßgeblich zum Zauber dieser kreativen Zentren bei. Die Besuche in den Ateliers gehören zu den Höhepunkten in meinem Leben als Galeristin und der Weg zu den Hempels zählt immer zu den am meisten geschätzten, denn ich weiß schon im Voraus, dass eine Begegnung voller Harmonie mit diesen beiden außergewöhnlichen Menschen auf mich wartet. Wenn ich versuchen soll der ausgewogenen Atmosphäre in der Alten Wachwitzer Schule einen Namen zu geben, fällt mir als Erstes der französische Begriff „LA JOIE DE VIVRE“ ein, was mit „Lebensfreude“ nicht vollkommen übersetzt werden kann; es ist mehr eine allgemeine positive Lebenseinstellung, das Erkennen des eigenen Ichs mit seiner Schönheit und seinen eigenen Fähigkeiten. Wenn ich allerdings meinte auch die Arbeiten von Marion und Uwe bereits zu kennen, wurde ich eines Besseren belehrt. Marion zeigte mir Arbeiten in einer Farbigkeit, wie ich sie bei ihr noch nie gesehen habe; Werke, noch im Prozess des Werdens begriffen, bei denen Farben in leuchtenden Bahnen einer inneren Gesetzmäßigkeit zu folgen scheinen. Licht als ein natürliches Phänomen. Uwe beschwört die Welt wie ein Shamane, fasziniert von Strukturen, von Spuren … Seine Arbeiten, vielfach braun changierend, sind wie aus Erde gebaut …

Bei beiden findet sich ein neues, enigmatisches Wesen, das Chamäleon, Meister der Tarnung, Verwandlung und Farbwechselfähigkeit. Der Legende nach sollte es den Menschen die Unsterblichkeit bringen, aber es war zu langsam; der Vogel, der die Aufgabe hatte die Sterblichkeit zu überbringen, war schneller. Der Rundumblick des Chamäleons suggeriert, dass es mit einem Blick Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit umfassen kann, was ohne Zweifel die Problematik des Alterns anspricht. Ob dieses Wesen die Hempels länger begleiten wird, ist abzuwarten.

Genau am Tag der Eröffnung der Ausstellung von Marion und Uwe Hempel feiert unsere Galerie ihren 7. Geburtstag und ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, diesen beiden Künstlern meinen aufrichtigen Dank auszusprechen für ihre uneigennützige Unterstützung von Anfang an.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Lieselotte Rojas Sanoja
Dresden, Oktober 2018

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